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  • AutorenbildTimm Ottenberg

Timm's Mile-High-Meinung: Die Broncos schlagen sich selbst in Seattle

Aktualisiert: 7. März 2023



Das war nix. Die Denver Broncos unterliegen den Seattle Seahawks zum Start in die neue Saison mit 16:17. Ein ernüchterndes Ergebnis, vor allem auf Grund des Spielverlaufs. Verdient ist die Niederlage dennoch. Das sind die Gründe.


Disclaimer: Bei den abgebildeten Inhalten handelt es sich nur um die Meinung unseres Autors. Die müsst ihr selbstverständlich nicht teilen und sie darf auch gerne diskutiert werden, aber bitte freundlich und respektvoll. Und jetzt viel Spaß beim Lesen!


Eigentlich war alles perfekt für den Start in die Ära Wilson in Denver: Neuer Franchsie-Quarterback mit langfristigen Vertrag, eine gute Arbeit in der Offseason und mit den Seahawks ein Gegner von Format zur Primetime am Montagabend in den USA. Die Seahawks machte nicht nur die Tatsache, dass es sich um das Ex-Team von Russel Wilson handelte, zu einem passenden ersten Gegner für die Wilson-Broncos, sondern auch die Tatsache, dass sie vermeidlich eine machbare Aufgabe darstellen sollten. Nach der Partie bleibt in Denver allerdings nur die Ernüchterung über eine bittere, aber zugleich vollkommen verdiente 17:16-Niederlage. Verdient ist die Niederlage vor allem, da sich die Broncos mehr selbst geschlagen haben, als von den Seahawks geschlagen wurden. Die Gründe dafür sind vielfältig.


Broncos Offense gegen Seahawks Defense

Angefangen bei der Offense der Broncos. Diese sollte eigentlich durch Russel Wilson das neue Prunkstück in Denver bilden. Viel davon gesehen hat man bei der gestrigen Niederlage der Broncos allerdings nicht. Dabei begann die Offense in Halbzeit eins insgesamt sehr vielversprechend. 13 Punkte konnten erzielt werden. Der Ball wurde gut über das Feld bewegt, vor allem Javontae Williams als Runningback und Andrew Beck als Fullback wussten immer wieder durch Läufe oder auf kurzen Passrouten zu überzeugen. Insgesamt kam es bei drei Ausflügen in die gegnerische Redzone nur zu einem Touchdown und zwei Field Goals. Dies lies sich vor allem dem sehr konservativen Play-Calling der Broncos zuschreiben, die auf kurze Pässe und Screen-Pässe setzten und sehr wenig den langen Ball über das Feld suchten. Dass dies aber eigentlich ein gutes Mittel gegen die jungen Cornerbacks der Seahawks war, zeigte sich zum Beispiel am tiefen Touchdownpass von Wilson auf Jerry Jeudy, bei dem sich der Passempfänger der Broncos gegen den Cornerback der Seahawks im 1vs1-Duell durchsetzen konnte. Auch bei zwei weiteren tiefen Passversuchen erzielten die Broncos gegen die jungen Cornerbacks der Seahawks durch Pass-Interference-Strafen großen Raumgewinn. Trotz dieser Erfolge blieben die Broncos das gesamte Spiel bei dem sehr konservativen Kurzpassspiel und verschenkten somit auch erkennbares Potential in der Offense. Ebenfalls auffällig war in der ersten Halbzeit, dass Russel Wilson trotz einer eigentlich auf dem Papier guten Offensive Line häufig unter Druck war. Dies verhinderte sichere Pässe auf Courtland Sutton und Jerry Jeudy, die es vor allem dann gab, wenn die Line hielt und Wilson die notwendige Zeit gab, auch mal weitere Pässe über das Feld zu versuchen. Trotz kleinerer Probleme gingen die Broncos mit einem Spielstand von 13:17 und dem Ballbesitz nach der Pause mit einer offensiv eigentlich sehr ordentlichen Lage in die Halbzeit.


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Nach der Pause konnten die Broncos aus eigenem Verschulden diese komfortabele Lage nicht gut für sich nutzen. Bezeichnend waren drei Possessions innerhalb der 5-Yard-Linie der Seahawks, welche mit zwei Ballverlusten an der Ein-Yard-Linie und einem Fieldgoal nur zu drei von 21 möglichen Punkten führten. Eindeutig zu wenig. Auffällig bei beiden Ballverlusten durch Fumbles der Runningbacks waren zum einen das katastrophale Blocking der Offensive Line und zu viel Strafen durch Spielverzögerungen, welche offensichtlich die Folge von Absprache-Problemen angesichts der lauten Kulisse in Seattle waren. Dennoch muss auch positiv festgehalten werden, dass die Broncos bei allen Drives in der zweiten Halbzeit in der Lage waren, den Ball über das Feld zu bewegen. Hierfür nutzten die Broncos vor allem Play-Action-Spielzüge und Roll-Outs, was dafür sorgte, dass Wilson weniger unter Druck geriet und seine Pässe präziser anbringen konnte. Aber auch beim dritten Drive bis kurz vor die Endzone der Seahawks machten sich die Broncos durch eine Fehlstart-Strafe wieder eine gute Ausgangslage für einen siegbringenden Touchdown zunichte. So gab es nur das Fieldgoal zum 16:17-Anschluss. Dieses Fieldgoal markierte die einzigen Punkte der Broncos in der zweiten Halbzeit - eindeutig zu wenig für die Erwartungen nach dieser Offseason. Bezeichnend für den gesamten Spielverlauf war dann der letzte Drive der Broncos. Mit vier Minuten auf der Uhr und zwei Timeouts bekam Denver den Ball. Eigentlich eine perfekte Ausgangslage, würde doch ein Fieldgoal am Ende doch noch den Sieg bringen. Die Broncos bewegten den Ball erneut gut bis in die Hälfte der Seahawks. Doch nun kam eine Entscheidung, die nur schwer zu verstehen ist. Bei noch knapp unter einer Minute Spielzeit und zwei Timeouts entschied sich Head-Coach Nathaniel Hackett, die Uhr herunterlaufen zu lassen und nach einem Timeout ein 64-Yard-Fieldgoal zu versuchen. Ein fast unmöglicher Kick. Wurde nicht Russel Wilson für genau solche entscheidenden Situationen bei einem vierten Versuch unter einer Minute teuer geholt? Mit einem geglückten Versuch, hätten die Broncos durch ihre zwei Timeouts noch mindestens einen bis zwei Spielzüge mehr gehabt, um Kicker McManus eine bessere Ausgangslage für das siegbringende Fieldgoal zu geben. So vergab der Kicker den sehr schweren Versuch aus 64 Yards und die Broncos verloren das Spiel folgerichtig verdient.


Broncos Defense gegen Seahawks Offense

Aber auch in der Defensive gab es bei der Niederlage einige Probleme. In der ersten Halbzeit war die Defense der Broncos nicht existent. Dumme und vermeidbare Flaggen, schlechtes Tackling, ein fehlender Passrush und riesige Lücken in der Pass-Coverage führten dazu, dass Geno Smith wohl das erste Mal in seiner Karriere wie ein Hall-of-Fame-Quarterback aussehen konnte und den Seahawks insgesamt 17 Punkte gelangen. Bei jedem Drive stießen die Seahawks tief in die Hälfte der Broncos vor. Am negativsten fiel Ersatz-Linebacker Alex Singelton auf, der auf dem Platz wie Falschgeld wirkte und häufig nicht dort war, wo er sein sollte oder Tackles auf sehr klägliche Weise verpasste. Hier fiel das Fehlen des verletzten Josey Jewell deutlich auf. Einziger Lichtblick war ein Stop der Broncos bei vierten Versuch und ein paar Inches kurz vor der eigenen Endzone durch einen Tackel für negative Yards von Defensive-Liner Dremont Jones. Dennoch zeigte die Defense in Halbzeit eins eine desolate Leistung und ließ zu viel zu.


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Was auch immer die Coaches der Broncos in der Halbzeit zu ihren Verteidigern sagten, es wirkte Wunder. Die Defensive zeigte ein ganz anderes Bild und ließ keinen einzigen Punkt mehr zu. Dabei gelang der Defense auch ein eroberter Fumble, nachdem Pass-Rusher Randy Gregory den Ball aus den Armen von Seahawks-Receiver DK Metcalf riss und Saftey Justin Simmons den freien Ball für Denver eroberte. Auch wenn die eigene Offense mit den guten Leistungen der Defense nichts anfangen konnte, hielt diese die Broncos in der zweiten Halbzeit überhaupt noch im Spiel. Im vierten Viertel erwachte dann in Person von Bradley Chubb mit einigen Sacks auch der Pass-Rush. Dieser war die vorherigen drei Spielviertel sehr blass geblieben. Gregory, Chubb und Baron Browning schafften es im Großteil des Spiels nicht, Geno Smith wirklich unter Druck zu bringen. Besonders Schade: Rookie Nik Bonitto bekam nicht wirklich seine Chance, sich als Pass-Rusher zu beweisen, ohne das ein Grund für diese Entscheidung erkennbar war. Auch die Passverteidigung der Broncos konnte über weite Strecken der zweiten Halbzeit eine bessere Leistung ohne vermeidbare Strafen abliefern. Somit trugen auch Simmons, Patrick Surtain, Kareem Jackson und Ronald Darby ihren Teil dazu bei, dass Seattle in der zweiten Halbzeit punktelos blieb. Geholfen hat es den Broncos am Ende in diesem Spiel jedoch nicht.


Fazit

Insgesamt betrachtet haben sich die Broncos durch einen Mangel an Konstanz selbst um einen erfolgreichen Einstand in die Ära Wilson und die neue Saison gebracht. In der ersten Halbzeit zeigte die Defense eine zu schlechte Leistung, in der zweiten Halbzeit war die Offense zu konservativ und ineffektiv. Gerade der letzte Playcall zum Fieldgoal bleibt eine fragwürdige Entscheidung. Es liegt also viel Arbeit vor der Mannschaft und dem Trainerstab. Dennoch wurden auch Dinge gezeigt, auf denen aufgebaut werden kann. Die Offense hat bewiesem, dass sie den Ball bewegen kann und das auch konstant. Gerade Javontae Williams und die Receiver Sutton und Jeudy haben gute Leistungen gezeigt. Russel Wilson wirkte wie der Sicherheitsfaktor, der er für die Offensive sein soll. Die Offensive Line muss sich jedoch in ihrer Leistung steigern. Auch muss an dem schlechten Zeit-Management und den unnötigen Strafen auf beiden Seiten gearbeitet werden. Die Defense hat in der zweiten Halbzeit gezeigt, was sie kann. Jedoch fehlte es an der Konstanz. Diese muss schnell gefunden werden, sonst wird es in der AFC West unmöglich, erfolgreich Football zu spielen. Gerade der Pass-Rush muss verbessert werden. Drei Spielviertel ohne ihn können sich die Broncos nicht nochmal erlauben.






Die Niederlage ist eine bittere und schwere, jedoch vollkommen verdient. Wer nicht ein einziges Mal in Führung geht und seine Chancen nicht richtig nutzt, kann kein Spiel gewinnen. Besonders bitter ist die Niederlage, da die Broncos noch einige noch schwere Aufgaben in ihrer Division und Conference im Kampf um die Playoffs vor sich haben werden. Da könnte jede Niederlage am Ende die eine zu viel sein, welche die Playoffs kostet. Gerade gegen Gegner, denen man als Favorit begegnet, sollte man in dieser Lage nicht sich selbst noch unnötig ein Bein stellen. Genau dies haben die Broncos aber nun gemacht. Dennoch bleibt die Hoffnung auf eine erfolgreiche Saison. Beide Mannschafts-Teile haben zumindest phasenweise gezeigt, was in ihnen steckt. Die Niederlage hat die Probleme der Broncos außerdem gnadenlos aufgedeckt. Nun muss an diesen gearbeitet werden, damit möglichst schnell der Turn-around gelingt. Am besten schon am nächsten Wochenende gegen die Houston Texans, ebenfalls ein auf dem Papier machbarer Gegner. Die Saison ist noch lang und alles bleibt somit möglich, ein optimaler Start sieht jedoch anders aus.

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