top of page
  • AutorenbildTimm Ottenberg

Super Bowl LVII-Analyse: Grandioser Football, unrühmliches Ende



Vor zwei Tagen krönten sich die Kansas City Chiefs zum Meister in der NFL. In Arizona besiegten sie die Philadelphia Eagles am Ende mit 38:35. Dabei sah es lange nicht nach einem Erfolg für Patrick Mahomes und seine Mitspieler aus. Und auch die Schiedsrichter standen zum Abschluss des Spiels im Mittelpunkt. Eine Analyse.


In Glendale (Arizona) trafen am Montag Morgen (deutscher Zeit) die Philadelphia Eagles im Super Bowl LVII auf die Kansas City Chiefs. Bereits vor dem Spiel standen vor allem die beiden Offensiv-Reihen um die Quarterbacks Jalen Hurts (Eagles) und Patrick Mahomes im Fokus. Beide Offensiven wurden den Erwartungen zu Beginn des Spieles direkt gerecht und marschierten jeweils über den Platz zum Touchdown. Beim Stand von 7:7 übernahmen dann die Eagles die Kontrolle über das Spiel in der ersten Halbzeit. Das Team aus Philadelphia zeigte sich dabei sehr variabel im Lauf- und Passspiel. Dabei gelang es ihnen im Passspiel immer wieder ihre Passempfänger DeVonta Smith, AJ Brown oder Dallas Goedert für die Anspiele von Jalen Hurts frei zu spielen. Besonders beeindruckend war im Passspiel der gefangene Touchdown von Brown nach einem Pass über 45 Yards von Hurts. Aber auch im Laufspiel konnten die Eagles dominieren. Gerade über das Laufspiel von Quarterback Jalen Hurts wurden immer wieder wichtige Yards gewonnen. Ganze neun Mal ging der Lauf dabei gezielt über Hurts in der ersten Halbzeit. Besonders effektiv waren die Eagles beim sogenannten Quarterback-Sneak. Hierbei versucht der Quarterback sich direkt nach dem Snap für wenige Yards nach vorne zu werfen. Diesen Spielzug versuchten die Eagles mehrere Male im Spiel, jedes Mal erfolgreich.


Auf der anderen Seite des Balles wurde die Offense der Chiefs durch diese Kontrolle der Eagles sehr zurück gehalten. Sichtbar wird dies bei der Spielzeit, die die Teams in der ersten Halbzeit mit ihrer Offensive auf dem Platz verbrachten. Von 30 Minuten Spielzeit hatten die Chiefs gerade einmal knapp über acht Minuten den Ball. In dieser Zeit verhinderten eigene Fehler durch Strafen und ungenaue Pässe von Mahomes weitere Punkte durch die Chiefs Offense. Punktlos blieb Kansas City nach dem ersten Drive allerdings nicht in Halbzeit eins. Beim Stand von 14:7 für die Eagles kam es zu einer Schlüsselszene für den weiteren Spielverlauf. Die Chiefs hatten sich per Punt vom Ballbesitz trennen müssen. Ein weiterer Touchdown der Eagles hätte diesen bereits eine komfortable 14-Punkte-Führung eingebracht. Es kam zu einem dritten Versuch und einem Yard. Doch statt den starken Sneak ein weiteres Mal erfolgreich umzusetzen, brachte eine False-Start-Strafe gegen die Offensive Line der Eagles einen Raumverlust von fünf Yards ein. Der Versuch wurde also mit sechs zu erreichenden Yards wiederholt. Der Plan der Eagles war ein weiterer Lauf über Hurts, doch der Quarterback konnte den Ball nicht unter Kontrolle bringen und er rutschte ihm aus der Hand. Den Fumble trug Chiefs Linebacker Nick Bolton zum Touchdown zurück. Der zwischenzeitliche 14:14-Ausgleich und bereits früh im Spielverlauf eine Krönung für Bolton für seine gute Leistung im Super Bowl.


Tackling sorgt für Schrecksekunde bei den Chiefs

Trotz dieses Erfolgserlebnisses der Chiefs Defense zogen die Eagles durch ihre dominante Offensiv-Leistung mit zwei Touchdowns von Jalen Hurts, dem Touchdown-Catch von Brown und einem Field Goal von Kicker Jake Elliott zum Pausenpfiff auf 24:14 davon. Die größere Schrecksekunde lieferte für die Chiefs allerdings ein Tackling an Mahomes von Eagles-Linebacker TJ Edwards, der den Spielmacher auf Höhe seines Knöchels erwischte. Dort hatte sich Mahomes vor ein paar Wochen eine Verletzung zugezogen. Nun humpelte er mit einem vor Schmerz verzogenen Gesicht vom Spielfeld. Doch Mahomes kam nach der Pause zurück auf den Platz. Kansas City startete als erstes mit ihrer Offense auf dem Platz. Dabei standen die Chiefs direkt unter Druck. Würden sie diesen Drive ohne Punkte abschließen, hätten die Eagles die Möglichkeit bereits früh in der zweiten Halbzeit gehabt, das Spiel zu entscheiden. Die mögliche Verletzung von Mahomes machte diese Situation nicht unbedingt einfacher. Doch die Chiefs stellten sich gut an, den Druck vom angeschlagenen Spielmacher weg zu bringen. Mit Läufen über die Runningbacks Pacheco und McKinnon und kurzen Pässen marschierten die Chiefs über den Platz bis kurz vor die Endzone. Hier war es dann Pacheco, der die Chiefs mit seinem Touchdown-Lauf zurück in das Spiel brachte. Kansas City verkürzte auf 24:21.


Je länger das Spiel dauerte, desto besser bewegte sich Mahomes wieder auf dem Platz. Seine Knöchelverletzung schien kein Faktor mehr zu sein. Die Chiefs übernahmen in der zweiten Halbzeit auch immer mehr die Kontrolle über die Partie. Ging in der ersten Halbzeit das Passspiel vor allem über den Tight End Travis Kelce, so wurde in der zweiten Halbzeit vor allem Wide Receiver Juju Smith-Schuster ein Schlüsselspieler. Die vor dem Spiel zurecht gelobte Defensive Line der Eagles um Pass-Rusher Haason Reddick wurde immer weniger ein Faktor, da die Chiefs diese immer besser aus dem Spiel nahmen. Vor allem jener Reddick wurde durch ein Double-Team aus dem rechten Tackle und einem Tight End immer wieder nahezu neutralisiert. Die wichtigen Aktionen sollten somit andere Spieler auf dem Platz haben.


Lust auf mehr? Hier kommt ihr zu unserem Podcast

Das Blatt wendet sich zu Kansas City

Nachdem die Chiefs Defense die Eagles bei einem Field Goal hielten, begann sich das Spiel zu Beginn des letzten Spielviertels endgültig zu Gunsten von Kansas City zu drehen. Angeführt von Mahomes marschierten die Chiefs wieder über den Platz bis an die Endzone der Eagles. Mit einem kleinen Trick-Spielzug kamen die Chiefs dann zum Erfolg: Wide Receiver Kadarius Toney täuschte eine Motion, also eine Bewegung vor dem Snap bis auf die andere Seite des Feldes an. Cornerback Darius Slay lies sich davon weiter in die Mitte ziehen und verlor Toney aus den Augen. Dieser machte aber im Moment des Snaps auf dem Absatz kehrt, stand damit vollkommen frei und erzielte somit sehr einfach den Touchdown zum 27:28. Die erste Führung der Chiefs. Erneut hielt Kansas City die Eagles von ihrer Endzone fern und zwang diese dazu, sich per Punt vom Ballbesitz zu trennen. Was folgte, war der finale Schritt, um das Blatt zu Gunsten der Chiefs zu wenden. Den Punt returnte Toney und er brachte diesen bis an die 5-Yard-Linie der Eagles. Von dort brachten die Chiefs den Ball tatsächlich mit dem selben Trick-Spielzug wie beim letzten Touchdown in die Endzone. Dieses mal war es der Rookie Skyy Moore, der Cornerback James Bradberry ins Leere laufen ließ und die Führung der Chiefs so auf 27:35 ausbaute.


Es brauchte also eine Antwort der Eagles Offense. Und die kam. Angeführt von Jalen Hurts marschierte die Eagles Offense über den Platz bis drei Yards vor die Endzone der Chiefs. Von da war es wieder Hurts, der, erneut per erfolgreichem Sneak-Spielzug, einen Touchdown erzielen konnte. Somit verkürzten die Eagles zunächst auf 33:35. Es brauchte also eine Two-Point-Conversion für die Eagles. Diesen einen Versuch von der 2-Yard-Linie auf einen weiteren Touchdown, der allerdings nur zwei Punkte einbringt, konnten die Eagles durch einen Lauf von Hurts erfolgreich umsetzen. Philadelphia glich mit noch 5 Minuten auf der Uhr im letzten Spielviertel auf 35:35 aus.


Ihr wollt nichts mehr verpassen? Dann lasst gerne mal ein Follow da!

Das unrühmliche Ende für ein grandioses Spiel

Angeführt von Patrick Mahomes begannen die Chiefs also ihren letzten Drive in dem Spiel. Die Ausgangslage war klar: Bereits ein Field Goal würde den Chiefs den Sieg und damit den zweiten Super Bowl-Erfolg in vier Jahren einbringen. Und die Chiefs kamen gut voran. Am Ende war es ein langer Lauf von Patrick Mahomes, der die Chiefs in die Redzone der Eagles brachte. Sein Knöchel schien bei diesem Lauf keine Rolle zu spielen, Mahomes sah gewohnt athletisch und agil aus. Was folgte war wahrscheinlich das unverdienteste Ende für ein grandioses Football-Spiel. Beim dritten Versuch und 8 zu erzielenden Yards, mit noch einem Timeout der Eagles, warf Mahomes einen Ball incomplete in Richtung von Receiver Juju Smith-Schuster. Hätten die Chiefs nun im vierten Versuch ihr Field Goal geschossen, hätten die Eagles noch eine realistische Chance auf den Ausgleich oder eine eigene Führung gehabt. Doch es kam anders. Die Schiedsrichter pfiffen eine Holding-Strafe gegen Bradberry. Dieser hatte Smith-Schuster gedeckt. Eine harte Entscheidung. Der Kontakt war minimal zwischen den beiden Spielern, ob Smith-Schuster den Ball überhaupt gefangen hätte, darf zumindest angezweifelt werden. Bradberry selber gab nach dem Spiel zu, gehalten zu haben. Die Entscheidung der Schiedsrichter ist nach Regelwerk auf jeden Fall vertretbar und somit keine Fehlentscheidung. Kontrovers wird sie allerdings bleiben.


Durch die Strafe bekamen die Chiefs einen neuen ersten Versuch und spielten sehr smart die Uhr herunter. Mit noch 11 Sekunden auf der Uhr trat Kicker Butker an und verwandelte aus 27 Yards zum 35:38. Den Eagles blieb nur noch ein einziger Passversuch mit sechs Sekunden auf der Uhr. Dieser brachte nix ein und somit gewann die Chiefs den Super Bowl LVII mit 38:35.


Was bleibt nach dem Spiel?

Was bleibt ist ein spektakuläres Football-Spiel, welches leider ein unrühmliches Ende bekam. Auf beiden Seiten fanden die Offensiv-Reihen immer wieder Antworten auf die gegnerischen Defenses. Die Chiefs zeigten in der zweiten Halbzeit dann Comeback-Qualitäten und drehten die Partie durch gutes Coaching und smarteres Spiel zu ihren Gunsten. Für Patrick Mahomes ist es der zweite Super Bowl-Titel in seinen bisher fünf Jahren als Starter. Wegen seiner starken Leistung auf dem Platz, wurde er auch zum wertvollsten Spieler der Partie gewählt. Die Eagles hatten in der ersten Halbzeit die volle Kontrolle über das Spiel. Obwohl die Offense zu keinem Zeitpunkt einen großen Leistungseinbruch hatte, verloren sie in der zweiten Halbzeit immer mehr diese Kontrolle an die Chiefs, was die Niederlage einleitete. Der Turning-Point war dann der Punt-Return durch Toney, durch den die Chiefs zwei schnelle Touchdowns erzielen und sich das Spiel für ihren finalen Drive zurechtlegen konnten. Obwohl die Eagles sich noch einmal zurückkämpften, waren die Chiefs in der zweiten Halbzeit offensiv zu konstant, als das ihnen die verbleibende Spielzeit nicht gereicht hätte. Auch dank der kontroversen Strafe bewiesen die Chiefs am Ende die notwendige Kaltschnäuzigkeit, um genug Zeit von der Uhr herunterzunehmen und zu scoren. Der Sieg der Chiefs geht somit vollkommen in Ordnung. Ein grandioser Saisonabschluss, aber ein unrühmliches Ende für ein Spiel auf Augenhöhe.

21 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen
bottom of page